Termine

Seminar: Alles nur schrill und sexy?

Wie schwule und lesbische Themen in die Medien kommen.

Bestandsaufnahme – Analyse – Recherche

 

Hier geht es zu einem Kurzbericht.

 

Seminar für lesbische Journalistinnen, schwule Journalisten, Medienleute und BloggerInnen
Freitag, 1. März 2013 (18:00) bis Sonntag, 3. März 2013 (14:30)

Die Zeiten der schlimmsten journalistischen Entgleisungen über Schwule und Lesben scheinen vorbei zu sein. Aber wenn man genauer hinguckt, werden in den Medien noch viel zu häufig Stereotype und Vorurteile bedient. Der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen e.V. (BLSJ), Elmar Kraushaar und die Akademie Waldschlösschen möchten mit diesem Seminar einen qualifizierten und qualifizierenden Austausch anstoßen:

  • zur Bestandsaufnahme und Analyse aktueller Berichterstattung zu schwulen und lesbischen Themen: Was steht hinter dem Geschriebenen? Wann und wieso hat welches Thema Konjunktur? Welches Interesse ist dahinter zu vermuten? Welche sprachlichen Fehler kommen immer noch häufig vor?
  • zur Kompetenzerweiterung bei der Recherche und der Bearbeitung von Themen, zur Qualifizierung durch Vernetzung sowie
  • zur Reflexion der bestehenden und der möglichen
    (Weiter-)Entwicklung schwuler und lesbischer Presse- und Medienarbeit.

Themen:

Outing: pro und contra

Ines Pohl, Chefredakteurin "tageszeitung"; Copyright: taz;  Foto: Anja Weber

Ines Pohl, Chefredakteurin „tageszeitung“; Copyright: taz; Foto: Anja Weber

Kernstück des Seminars wird eine Podiumsdiskussion zum Thema „Outing – pro und contra“ sein. Aktualität hat dieses Thema durch die Debatte um die Kolumne von Jan Feddersen über Bundesumweltminister Peter Altmaier in der „taz“ und unseren Protest gegen eine damit zusammenhängende Entscheidung des Deutschen Presserats gewonnen. So als habe es nie die Praunheimschen Plaudereien auf dem „Heißen Stuhl“ von RTL gegeben, und auch keinen Wowereit und keinen Westerwelle – plötzlich waren alle Argumente für und gegen ein Outing wieder auf der Tagesordnung.

Warum gilt das große Tabu, wenn es um das Privatleben homosexueller Prominenter geht, immer noch? Warum werden hier heterosexuelle und homosexuelle Personen des öffentlichen Interesses weiterhin verschieden behandelt? Warum werden Menschen auf ihr Sexualleben reduziert (um was es wahrlich nicht geht), wenn von ihrem Lebensentwurf die Rede ist? Warum halten die Mainstreammedien – bei allem Ehrgeiz für Aufklärung und Offenheit – immer noch an dem Tabu fest? Und welche Interessen haben Homosexuelle, wenn sie die selbstverständliche, offene Rede über die Homosexualität von jedem einzelnen – egal ob prominent oder nicht – zurückweisen?

Ines Pohl, Chefredakteurin der „taz“ wird mit dem Journalisten und „taz“-Kolumnisten Elmar Kraushaar und einem BLSJ-Vertreter über Für und Wider diskutieren.

 

Schere im Kopf – Warum scheuen wir uns, schwul-lesbische Themen in Mainstream-Redaktionen vorzuschlagen?

Nicole Koenecke, BLSJ-Vorstand

Nicole Koenecke, BLSJ-Vorstand

Journalisten bringen in ihre Arbeit immer auch ihre persönlichen Bezugsfelder mit ein. Das ist bei homosexuellen JournalistInnen nicht anders. Auch wir bringen unsere eigenen Bezugssysteme in unsere Arbeit mit ein. Und das macht es bei diesen sensiblen Themen nicht einfacher. Hanns-Joachim Friedrichs (ehemaliger Tagesthemenmoderator) sagte einmal, ein guter Journalist solle sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer Guten. Was bedeutet das für den Arbeitsalltag in Mainstream-Redaktionen? Wie sehr hindert uns das, „unsere Themen“ in den Konferenzen durchzusetzen? Nicole Koenecke, Vorstandsmitglied im BLSJ, stellt einige Beispiele aus dem Berufsalltag vor und eröffnet damit unsere Diskussion.

 

Das Bild von Lesben und Schwulen in den Medien – Forschungsprojekt an der MHMK/Hamburg

Ungezwungen, aber auch politisch relevant hat das Thema Homosexualität den Weg in die Medienberichterstattung gefunden. Im Kontext von Gesetzgebungsfragen wie steuerliche Gleichstellung oder Adoptionsrecht standen lesbisch-schwule Anliegen 2012 wiederkehrend auf der nationalen Medienagenda. Kontrovers diskutiert wurde die Berichterstattung um den Bundesumweltminister und „ewigen Junggesellen“ Peter Altmaier (CDU) – für Bedauern sorgte der Tod des schwulen Schauspielers Dirk Bach. Aufsehen erregte auch das anonyme Interview mit einem homosexuellen Fußballer im „fluter“, dem Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Überblick zeigt, wie präsent „Homosexualität in den Medien“ im Jahr 2012 gewesen ist. Ein Forschungsprojekt an der MHMK, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Hamburg, befasste sich deshalb im Wintersemester 2012/13 mit diesem Thema.

Im Rahmen von Case Studies sind ausgewählte Fälle analysiert worden, die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen werden beim Seminar vorgestellt. Im Seminar wollen wir mit den Kursteilnehmern zunächst subjektive Eindrücke der Berichterstattung  diskutieren und nach der Vorstellung der dargelegten Teilergebnisse gemeinsam weiterführende Gedanken entwickeln sowie Notwendigkeiten für künftige Berichterstattung formulieren. Dozent: Christoph Grimmer, Lehrbeauftragter Journalistik / MHMK Campus Hamburg

 

Workshop: Schöner Schreiben über Lesben und Schwule 2 – Anregungen für die journalistische Praxis

Martin Munz, BLSJ-Vorstand

Martin Munz, BLSJ-Vorstand

Der BLSJ hat 2011 das Faltblatt „Schöner schreiben über Lesben und Schwule“ veröffentlicht. Darin sind verbreitete Klischees und schiefe Sprachbilder in der Berichterstattung über Homosexuelle aufgeführt. In einem Workshop-Teil des Seminars wollen wir dieses Faltblatt aktualisieren und erweitern. Dafür sollte bitte jedeR TeilnehmerIn zwei bis drei Artikel mitbringen, die verunglückte Formulierungen enthalten, seien sie bewusst diskriminierend oder vielleicht auch nur ungelenk wohlmeinend. Die Artikel können aus Tageszeitungen, Online-Medien oder Rundfunk-Zitate sein. Diese Beispiele werten wir aus und fassen sie in einer Broschüre zusammen, die anschließend in der „Edition Waldschlösschen – Materialien“ veröffentlicht werden soll. Alle TeilnehmerInnen können dazu kurze Texte beisteuern, die während des Seminars entstehen sollen. Dozent: Martin Munz.

 

Die Qualitätsdebatte über lesbisch-schwule Medien

Eine Debatte, angestoßen von einem Thesenpapier des BLSJ, zog sich in den letzten Wochen des Jahres 2012 durch einige queere Internetportale: Wie steht es um die Qualität der lesbisch-schwulen Presse? Wir wollen diese aktuelle Debatte an diesem Wochenende aufgreifen, da sie unser Selbstverständnis als schwul-lesbische Journalisten berührt, egal wo und für wen wir arbeiten. Werden schwul-lesbische Medien vielleicht gar nicht mehr gebraucht angesichts eines gesteigerten Interesses für schwul-lesbische Themen in den Mainstreammedien?

 

Vergünstigte Preise für BLSJ-Mitglieder

Das Seminar findet vom 1. bis 3. März 2013 in der Akademie Waldschlösschen bei Göttingen statt. Der TeilnehmerInnen-Beitrag beträgt 105 Euro; BLSJ-Mitglieder zahlen den ermäßigten Beitrag von 75 Euro (bitte bei der Anmeldung angeben). Im Preis sind Verpflegung und die Unterbringung in einem Doppelzimmer enthalten (Unterkunft in einem Einzelzimmer je nach Kapazität gegen Aufpreis). Informationen über Inhalt und Ablauf des Seminars sowie Anmeldung.

Der ausführliche Flyer des Waldschlösschen zum Seminar