bisherige Preisträger

2012München
Jobst Knigge

Jobst Knigge

für seine Fernseh-Dokumentation Der Aids-Krieg,
gesendet am 16. November 2011
im Ersten

Felix-Rexhausen-Preis 2012 geht an Aids-Doku im Ersten

Peter Illmann überreicht Preis an Jobst Knigge in München

Rexhausen-Preis-Gewinner 2012: Jobst Knigge

Rexhausen-Preis-Gewinner 2012: Jobst Knigge; Foto: Axel Bach

Impfen gegen Aids? Schlagzeilen macht die Immunschwäche-Krankheit beständig, so erst vor wenigen Tagen. Dank moderner Medikamente wird das tödliche Ende der HIV-Infektion heute zwar lange herausgezögert. Als die Krankheit vor 30 Jahren auftauchte, da drohte sie jedoch, demokratische Gesellschaften infrage zu stellen. Daran erinnert Jobst Knigge in seiner Fernsehdokumentation „Der Aids-Krieg“, gesendet im Ersten.

In München ist er dafür mit dem Felix-Rexhausen-Preis 2012 ausgezeichnet worden. Eine hochaktuelle Mahnung, würdigt der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ).

Der Felix-Rexhausen-Preis 2012 wurde am Samstag-Abend auf dem Münchner Christopher Street Day von Ex-Formel-Eins-Moderator Peter Illmann überreicht. Er ist mit einem Preisgeld von 500 Euro dotiert. Der BLSJ vergibt den Preis seit 1998 jedes Jahr und würdigt damit ein besonderes publizistisches Engagement bei der Berichterstattung über Lesben, Schwule und Bisexuelle.

HIV-Positive in Lager stecken – das fordern Hardliner, nachdem 1981 erstmals Aids in den USA auftritt. Besonnene Gesundheitspolitiker versuchen hingegen, die Zahl der Neuinfektionen einzudämmen. Diesen Wettlauf zweier politischer Richtungen mit zunächst offenem Ausgang zeigt Jobst Knigge in seiner meisterhaften Dokumentation „Der Aids-Krieg“, erläutert Arnd Riekmann von der Jury des Rexhausen-Preises. Sie wurde am 16. November 2011 im Ersten gesendet. „Knigge gelingt es auf anrührende und zugleich informative Weise, an die Jahre nach dem Aufkommen der Immunschwächekrankheit zu erinnern.“ Spannend erzählt, beleuchte die Dokumentation eine Zeit, in der lange nicht klar war, wie „Der Aids-Krieg“ ausgeht – ob zum Beispiel im Kampf gegen die Epidemie demokratische Grundrechte auf der Strecke bleiben würden.

Rexhausen-Preis-Nominierte 2012; Foto: Axel Bach

Rexhausen-Preis-Nominierte: Amrai Coen, Bernhard Riedmann, Jury-Mitglied Arnd Riekmann, Moderator Peter Illmann, Wibke Starck, Jobst Knigge (von links); Foto: Axel Bach

Auch die übrigen nominierten Beiträge lobt Jury-Mitglied Riekmann. Er appelliert an Journalisten und Redaktionen, diese als Vorbilder für eigene Berichterstattung über lesbische und schwule Themen anzusehen.

So beschreibt Amrai Coen in ihrer Reportage „Der Ball als Waffe“ (Der Spiegel, 23. April 2012) ein Fußballteam südafrikanischer Lesben, die sich gegen sogenannte korrigierende Vergewaltigungen („corrective rape“) zur Wehr setzen. In ihrem brillant geschriebenen Text erzählt die Autorin die Geschichte von Thully Ncube, die versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, nachdem sie vergewaltigt worden war. Obwohl Südafrika für seine liberalen Gesetze bekannt ist, zeigt Amrai Coen, dass diese offensichtlich nur auf dem Papier stehen.

Hörfunk-Autorin Wibke Starck nimmt ihr Publikum in ihrem Feature „Elternquartett – Vom Alltag einer Regenbogenfamilie“ (NDR Info,
22. Januar 2012) mit in den Alltag einer auch heutzutage noch ungewöhnlichen Familie: Zwei schwule Väter und zwei lesbische Mütter leben zusammen mit ihrer gemeinsamen Tochter in einem Haus. „Die Autorin kontrastiert die Ideen und Wünsche der vier homosexuellen Eltern aus der Zeit der Familiengründung mit ihren Erfahrungen elf Jahre später“, erläutert Jury-Mitglied Riekmann. So gelinge „ein außergewöhnlich intimes, fesselndes und erhellendes Radiofeature“.

Die Jury des Felix-Rexhausen-Preises vergibt in diesem Jahr außerdem einen undotierten Sonderpreis für die Folge „Ich bin schwul – Tobi steht auf Jungs“ der Fernsehsendung „Neuneinhalb – Das Check-Eins-Nachrichtenmagazin“, gesendet am 15. Oktober 2011 im Ersten.

 

Der Höhepunt der Preisverleihung im Video

 

Die gesamte Preisverleihung zum Anhören (16 min)

Kurz-Begründungen der Jury

Amrai Coen: „Der Ball als Waffe“
(Der Spiegel, 23.04.2012)

Amrai Coen beschreibt in ihrer Reportage „Der Ball als Waffe“ die „Chosen Few“, ein Fußballteam südafrikanischer Lesben, die sich gegen sogenannte korrigierende Vergewaltigungen („corrective rape“) zur Wehr setzen. In ihrem brillant geschriebenen Text erzählt die Autorin die Geschichte von Thully Ncube, die versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, nachdem sie vergewaltigt worden war. Die für Tablet-Computer aufbereitete Multimedia-Version ihres Artikels (unter Mitarbeit von Bernhard Riedmann) bereichert den Text um eine zusätzliche Dimension, die die beklemmende Geschichte intensiv nachfühlbar macht. Obwohl Südafrika für seine liberalen Gesetze bekannt ist, zeigt Coen, dass diese offensichtlich nur auf dem Papier stehen.
Die Reportage online lesen.

Jobst Knigge: „Der Aids-Krieg“
(Das Erste, 16.11.2011)

„Ein winzig kleines Virus terrorisiert die Welt.“ Mit diesem Zitat beginnt die meisterhafte Dokumentation „Der Aids-Krieg“. Autor Jobst Knigge stellt Erinnerungen von Zeitzeugen Archivaufnahmen gegenüber, ergänzt durch bislang nie gezeigte Privat-Fotos und Filme. Zu Wort kommen Menschen, die in den 1980er-Jahren plötzlich und unvorbereitet mit dem Thema Aids konfrontiert wurden, sei es als Infizierte, als verantwortliche Politiker oder als Betreuer von Sterbenden. Knigge gelingt es auf anrührende und zugleich informative Weise, an die Jahre nach dem Aufkommen der Immunschwächekrankheit zu erinnern. Spannend erzählt, beleuchtet die Dokumentation eine Zeit, in der erstmals in aller Öffentlichkeit über schwulen Sex gesprochen wurde und in der lange nicht klar war, wie „Der Aids-Krieg“ ausgehen würde – ob zum Beispiel im Kampf um geeignete Maßnahmen gegen die Epidemie demokratische Grundrechte auf der Strecke bleiben würden.
Die Fernseh-Doku online ansehen.

Wibke Starck: Elternquartett – Vom Alltag einer Regenbogenfamilie
(NDR Info, 22.01.2012)

Hörfunk-Autorin Wibke Starck nimmt ihr Publikum mit in den Alltag einer auch heutzutage noch ungewöhnlichen Familie: Vier Eltern, zwei schwule Väter und zwei lesbische Mütter, leben zusammen mit ihrer gemeinsamen Tochter in einem Haus. „Elternquartett“ ermöglicht einen offenen Blick in die Lebensweise dieser kleinen Großfamilie und zeigt, welche gesellschaftlichen Hürden es in dieser besonderen Konstellation zu überwinden gilt. Die Autorin kontrastiert die Ideen und Wünsche der vier homosexuellen Eltern aus der Zeit der Familiengründung mit ihren heutigen Erfahrungen – elf Jahre nach Geburt der Tochter. Die geschickte Montage aus Rückblenden, Atmosphäre und Musik ergibt ein außergewöhnlich intimes, fesselndes und erhellendes Radiofeature.
Das Radio-Feature online anhören.

Sonderpreis für „Neuneinhalb“

„Ich bin schwul – Tobi steht auf Jungs“
(Das Erste, 15.10.2011)

Das Team des ARD-Kindernachrichtenmagazins „Neuneinhalb“ zeigt in „Ich bin schwul – Tobi steht auf Jungs“ einen 17-jährigen Kölner Schüler, wie er ganz offen über sein Coming-out spricht und zum ersten Mal an einem CSD teilnimmt – natürlich mit Lampenfieber. Der Beitrag ist ein hervorragendes Beispiel, wie das Thema Homosexualität für junge Zuschauer im Fernsehen präsentiert werden kann. Dabei fällt besonders positiv auf: Fakten und Wissen werden frei von Vorurteilen vermittelt. Die Sendung ist der Jury einen Sonderpreis wert, weil sie nicht nur jungen Fernsehzuschauern auf unverkrampfte, verständliche, aber nicht naive Weise vermittelt, dass schwules und lesbisches Leben überhaupt nichts Anstößiges hat, sondern ein selbstverständlicher Teil unserer gesellschaftlichen Realität ist.
Die Sendung online ansehen.

Hinweis: Die Fotos können Sie auch in Druckauflösung anfordern: a.bach@blsj.de

Die ausführlichen Begründungen der Jury finden Sie hier in einem -Dokument zum Herunterladen.