bisherige Preisträger

2017Dortmund
Laura Döing und Olga Kapustina

Laura Döing und Olga Kapustina

für ihr Radio-Feature "Kampf und Flucht – Die Geschichte von Kirill und Jonathan",
gesendet am 30. Mai 2016
in SWR 2 – Tandem

Felix-Rexhausen-Preis 2017 für Radiobeitrag über Flüchtlinge aus Russland

BLSJ zeichnet beispielhafte Berichterstattung aus

Gruppenbild auf der CSD-Bühne in Dortmund

Preisverleihung auf dem CSD in Dortmund: Kirill Kalugin, Laura Döing, Olga Kapustina, Daniel Böhm, Pepe Egger, Arnd Riekmann und Moderator Stefan Erdmann (von links); Foto: Axel Bach

Zwei junge Männer, die sich küssen, werden abgeführt von einem Trupp Polizisten in voller Montur. Das passierte auf einer Kundgebung zum Internationalen Coming-out-Tag in Sankt Petersburg und ist der Beginn des Radio-Features „Kampf und Flucht – Die Geschichte von Kirill und Jonathan“. Die Autorinnen Laura Döing und Olga Kapustina sind dafür an diesem Wochenende vom Bund Lesbischer und Schwuler Journalistinnen (BLSJ) mit dem Felix-Rexhausen-Preis 2017 ausgezeichnet worden. Der Preis wurde auf dem Christopher Street Day (CSD) in Dortmund überreicht.

Die Gewinnerinnen des Felix-Rexhausen-Preis 2017

Laura Döing und Olga Kapustina gewinnen Felix-Rexhausen-Preis 2017; Foto: Axel Bach

„Kampf und Flucht – Die Geschichte von Kirill und Jonathan“ ist der Titel des Radio-Features, das im Mai vergangenen Jahres in der Reihe Tandem des Südwestrundfunks (SWR 2) gesendet wurde. Die Autorinnen Laura Döing und Olga Kapustina haben zwei Jahre lang den Lebensweg der beiden russischen LGBT-Aktivisten Kirill und Jonathan und ihren Kampf für die Rechte Homosexueller beobachtet.

Auch die beiden anderen nominierten Beiträge lobt die Felix-Rexhausen-Jury ausdrücklich. Homosexualität und Alter ist ein Thema, das immer mehr in den Mittelpunkt rückt. Pepe Egger hat es aufgegriffen: „50 Shades of Gay: Berlins schwulstes Wohnprojekt“ lautet der Titel seines im März dieses Jahres erschienenen Artikels im Tagesspiegel. Egger hat das schwul-lesbische Mehrgenerationen-Haus „Lebensort Vielfalt“ in Berlin besucht – ein Altersheim für Homosexuelle. Die Reportage setzt das „ebenso relevante wie sensible Thema Alter bei Homosexuellen virtuos und absolut klischeefrei in Szene“, heißt es in der Laudatio der BLSJ-Jury.

Neben Rundfunk und Zeitung ist auch ein Fernsehbeitrag für den Preis nominiert: „Allah liebt euch alle – Europas erster schwuler Imam“, gesendet im vergangenen März in der Arte-Reportage-Reihe „Re:“. Den Autoren Daniel Böhm und Katrin Sandmann ist ein „außergewöhnliches Stück zum Thema ‚Homosexualität und Islam‘ gelungen. Vielfältig, kontrovers, emotional und nie Partei ergreifend“, so die Jury.

Jury des Felix-Rexhausen-Preises 2017: von links: Andrea Lueg, Arnd Riekmann, Dr. Lars Rinsdorf, Dr. Petra Werner, Timo Stoppacher (nicht im Bild: Pascal Beucker, Sefa İnci Suvak); Foto: Axel Bach

Jury des Felix-Rexhausen-Preises 2017:
von links: Andrea Lueg, Arnd Riekmann, Dr. Lars Rinsdorf, Dr. Petra Werner, Timo Stoppacher
(nicht im Bild: Pascal Beucker, Sefa İnci Suvak); Foto: Axel Bach

„Diese Beiträge möchten wir allen Menschen zum Nachlesen, Sehen und Hören ans Herz legen. Und für Journalisten können sie Vorbild für die eigene Berichterstattung über lesbische und schwule Themen sein“, so Jury-Mitglied Arnd Riekmann.

 

 

 

Video der Preisverleihung

Pressemitteilung vom 9. September 2017 als PDF

Ausführliche Begründungen der Jury zu den nominierten Beiträgen

Die Rexhausen-Jury 2017

Interview mit den Gewinnerinnen bei Radio Pink Channel (16.09.2017)

 

Die gesamte Preisverleihung zum Anhören (23 min)

 

Kurz-Begründungen der Jury

Laura Döing und Olga Kapustina (1. Platz):
Kampf und Flucht – Die Geschichte von Kirill und Jonathan
in: SWR 2 – Tandem (30.05.2016)

Zwei Männer, ein Kuss, ihre Festnahme – so beginnt das Feature „Kampf und Flucht – Die Geschichte von Kirill und Jonathan“ von Laura Döing und Olga Kapustina. Ein gelungenes Stück Radio über zwei schwule Russen, die in der Metropole Sankt Petersburg für ihre Rechte kämpfen. Ein klassisches Feature, das Kino im Kopf erzeugt und mit seiner differenzierten Darstellungsweise und überraschenden Wendungen so an Fahrt aufnimmt, dass es die HörerInnen unaufhaltsam in ihren Bann zieht.

Daniel Böhm, Katrin Sandmann (2. Platz):
Allah liebt euch alle – Europas erster schwuler Imam
in: Arte, „Re:“ (20.03.2017)

Ein Intellektueller, der eine liberale Lesart des Korans pflegt, und ein Aktivist aus dem Libanon, der mit der Religion gebrochen hat: Aus diesem Gegensatz bezieht der Beitrag „Allah liebt euch alle – Europas erster schwuler Iman“ seine Energie. Daniel Böhm und Katrin Sandmann ist ein außergewöhnliches Stück zum Thema Homosexualität und Islam gelungen – vielfältig, kontrovers, emotional und nie Partei ergreifend.

Pepe Egger (3. Platz):
50 Shades of Gay: Berlins schwulstes Wohnprojekt
in: Tagesspiegel (30.03.2017)

Bingoabend im Altersheim – kann man da wirklich von „Altern in Würde“ sprechen? Doch genau so ein Seniorenvergnügen kommt zumindest der Vorstellung von Pete Sibley ziemlich nahe. Er ist 75 Jahre alt, schwul und lebt mit anderen Homosexuellen in einem Berliner Mehrgenerationenhaus – seinem Altersheim. Mit dem klischeebehafteten Bingoabend beginnt Pepe Eggers gelungene Reportage „50 Shades of Gay – Berlins schwulstes Wohnprojekt“, die ihre ProtagonistInnen differenziert nachzeichnet. Der Autor stellt im Tagesspiegel nüchtern, aber durchweg mit Witz und Respekt verschiedene Perspektiven aufs Altwerden gegenüber. Das ebenso relevante wie sensible Thema Alter wird von ihm virtuos und klischeefrei in Szene gesetzt.

 

Felix Rexhausen

Portrait von Felix Rexhausen aus dem Jahr 1967; Foto: Georgia-Gembardt

Felix Rexhausen 1967; Foto: Georgia-Gembardt

Felix Rexhausen, der Namenspatron des Preises, wurde 1932 in Köln geboren und starb vor 20 Jahren in Hamburg. Zusammen mit Carola Stern und Gerd Ruge war er Mitbegründer der deutschen Sektion von Amnesty international und arbeitete für den Rundfunk sowie für Zeitungen und Zeitschriften und war zudem als Schriftsteller und Satiriker tätig. Schon zu Zeiten, als noch der alte Paragraf 175 galt, trat Rexhausen selbstbewusst als schwuler Journalist auf, indem er die Lebensumstände homosexueller Männer eindringlich, aber auch ironisch und selbstkritisch thematisierte. Die Stadt Köln hat einen Platz nach Felix Rexhausen benannt.
Mit dem mit insgesamt 1000 Euro dotierten Preis erinnert der BLSJ an Felix Rexhausen.