2014Frankfurt am Main
Monika Mengel
Monika Mengel gewinnt den Felix-Rexhausen-Preis 2014
Auszeichnung für Radio-Feature über Lesbenfilm
Filme können Initialzündung für soziale Bewegungen sein. Was Rosa von Praunheims „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ für die Schwulen der 1970er-Jahre war, war für Lesben der Film „Und wir nehmen uns unser Recht“.
Für ihr Radio-Feature über diesen Film ist die Autorin Monika Mengel am Sonntag (20. Juli 2014) vom Bund Lesbischer und Schwuler Journalistinnen (BLSJ) mit dem Felix-Rexhausen-Preis 2014 ausgezeichnet worden.
Monika Mengel erinnert in der WDR5-Sendung „Neugier genügt“ an die Erstausstrahlung des Films vor 40 Jahren und liefert damit einen Beitrag, der mit der gebotenen Sachlichkeit und in der wünschenswerten Breite und Tiefe die Geschichte der neuen deutschen Lesbenbewegung in den Blick nimmt. „Der Beitrag darüber ist unterhaltsam und informativ zugleich“, lobt Arnd Riekmann namens der Jury „und Monika Mengel gelingt es souverän, die Bilder des Films im Radio lebendig werden zu lassen“. Sie sucht die Protagonistinnen auf und befragt sie mit viel journalistischem Gefühl über das Damals und das Heute. Zu Recht weist Monika Mengel darauf hin, dass die Ausstrahlung des Films der Beginn einer lesbischen Zeitrechnung war. Anders als der Praunheim-Film ist er heute weitgehend vergessen. Arnd Riekmann: „Umso wichtiger, dass die Autorin ihn für uns in Erinnerung ruft.“
Auch die beiden anderen nominierten Beiträge lobt die Felix-Rexhausen-Jury ausdrücklich. So zeigen die taz-Journalisten Philipp Brandstädter und Paul Wrusch in „Verliebt, niemals verlobt“ (taz vom 04.07.2013), wie schwierig auch heute noch ein Coming-out sein kann, wenn man in den besten Hetero-Freund verliebt ist. „Der Text ist nicht nur eine aufwühlende Innenschau zweier Menschen. Er ist auch unglaublich schön geschrieben und bewegt auch noch beim zweiten Lesen“, hebt Jury-Mitglied Axel Bach die Begründung für den 2. Platz hervor.
Den 3. Platz belegt die Reportage „Am Ende des Regenbogens“ von Johannes Voswinkel (Amnesty Journal, Oktober/November 2013. Der Autor beschreibt anhand der Schicksale der Lesbe Marina und des Schwulen Grigorij auf anschauliche und eindringliche Weise die gesellschaftliche Diskriminierung von Homosexuellen in Russland.
„Diese Beiträge möchten wir allen Menschen zum Lesen und Nachhören ans Herz legen. Und für Journalisten und Redaktionen sind sie ein gutes Vorbild für die eigene Berichterstattung über lesbische und schwule Themen“, so Jury-Mitglied Arnd Riekmann.
Mit einem undotierten Sonderpreis zeichnet die Jury in diesem Jahr Thomas Pfaff aus. Sein Radio-Beitrag aus der Reihe „Zeitzeichen“ befasst sich mit dem Namenspatron des Felix-Rexhausen-Preises.
Besondere Freude hatte die Jury beim Lesen des 94-seitigen Lesben-Specials „Ausgehen in Köln“ in der Zeitschrift „HomoHeft – das einzig wahre Szenemagazin“.
Der Felix-Rexhausen-Preis 2014 wurde an diesem Sonntag auf dem Christopher Street Day in Frankfurt am Main von HR-Moderator Tim Frühling überreicht. Die drei Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von insgesamt 1000 Euro dotiert. Der BLSJ vergibt den Preis seit 1998 jedes Jahr und würdigt damit ein besonderes publizistisches Engagement bei der Berichterstattung über Lesben, Schwule und Bisexuelle. „Noch nie war die Beteiligung so hoch wie in diesem Jahr. Die Jury hatte die spannende Aufgabe, aus 70 Beiträgen die besten herauszusuchen“, zeigt sich Axel Bach erfreut über den Erfolg der langjährigen Arbeit.
Pressemitteilung als PDF
Ausführliche Begründungen der Jury über die Gewinner-Beiträge, den Sonderpreis und die lobende Erwähnung
Hinweis: Die Fotos können Sie auch in Druckauflösung anfordern: a.bach@blsj.de
Die gesamte Preisverleihung zum Anhören (24 min)
Kurz-Begründungen der Jury
Monika Mengel (1. Platz):
„Und wir nehmen uns unser Recht“ – 40 Jahre neue Lesbenbewegung
in: WDR 5 – Neugier genügt (14.01.2014)
Filme können Meilensteine sein, können Initialzündung für soziale Bewegungen sein. Was Rosa von Praunheims „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ für die Schwulen im Deutschland der 1970er-Jahre war, war für Lesben der WDR-Film „Und wir nehmen uns unser Recht“. Monika Mengel erinnert in der WDR5-Sendung „Neugier genügt“ an die Erstausstrahlung des Films vor 40 Jahren und liefert damit einen Beitrag, der mit der gebotenen Sachlichkeit und in der wünschenswerten Breite und Tiefe die Geschichte der neuen deutschen Lesbenbewegung in den Blick nimmt – und dabei beides zugleich ist: unterhaltsam und informativ. Hörfunkautorin Monika Mengel gelingt es souverän, die Bilder des Films im Radio lebendig werden zu lassen. Sie sucht die Protagonistinnen auf und befragt sie mit viel journalistischem Gefühl über das Damals und das Heute. Zu Recht weist sie darauf hin, dass die Ausstrahlung des Films der Beginn einer lesbischen Zeitrechnung war. Anders als der Praunheim-Film ist er heute weitgehend vergessen. Umso wichtiger, dass die Autorin ihn wieder in Erinnerung ruft.
Das Radio-Feature online hören.
Philipp Brandstädter, Paul Wrusch (2. Platz):
Verliebt, niemals verlobt
in: taz, (04.07.2013)
„Die Nähe ist unerträglich“, schreibt Paul Wrusch über seine Freundschaft zu Philipp Brandstädter. Trotzdem kann er nicht loslassen. Denn Paul ist in Philipp verliebt – seit seiner Jugend, hat es ihm aber erst viele Jahre später gesagt. In Tagebuchform schreiben die beiden taz-Journalisten, wie sich ihre Freundschaft dabei entwickelt und vertieft hat. Was hat der schwule Paul in den vielen Jahren empfunden? Und wie ging es Philipp, dem Hetero? Er antwortet darauf aus seiner Sicht.
Der Text ist nicht nur eine aufwühlende Innenschau zweier Menschen. Er ist auch unglaublich schön geschrieben und bewegt auch noch beim zweiten Lesen. Und darüber hinaus lädt er zum gegenseitigen Verständnis zwischen homo und hetero ein.
Den Beitrag online lesen.
Johannes Voswinkel (3. Platz):
Am Ende des Regenbogens
in: Amnesty Journal (Oktober/November 2013)
Aggressive Homophobie ist keineswegs nur ein Phänomen in arabischen oder afrikanischen Ländern – es gibt sie in großem Stil auch mitten in Europa! Das macht Russlandkorrespondent Johannes Voswinkel in seiner Reportage „Am Ende des Regenbogens“ deutlich. Der Autor beschreibt anhand der Schicksale der Lesbe Marina und des Schwulen Grigorij auf anschauliche und eindringliche Weise die gesellschaftliche Diskriminierung von Homosexuellen in Russland. „Sexuelle Minderheiten gelten vielen in Russland als krank, pervers und gefährlich“, schreibt Voswinkel. Dabei befördere der Staat die Aggression gegen Lesben und Schwule durch diskriminierende Gesetze. Und „Nationalistentrupps und ikonenbewehrte Rollkommandos der Orthodoxie“ sähen sich als legitime Vertreter des Volkswillens. Voswinkels Text führt eindrücklich vor Augen, in welchem bedrückenden Klima sexuelle Minderheiten in Russland leben. Zugleich macht der Artikel Hoffnung, weil sich viele Aktivistinnen und Aktivisten in Russland nicht einschüchtern lassen und für ihre Würde und ihre Rechte kämpfen.
Die Reportage online lesen.
Sonderpreis für Thomas Pfaff
Zeitzeichen: 19. September 1963: Sendung der WDR-Glosse „Mit Bayern leben“ von Felix Rexhausen
in: WDR 5, 19.09.2013
„Bayern und der Rest der Bundesrepublik passen einfach nicht zusammen“ – so die steile These des jungen Satirikers Felix Rexhausen in einer Hörfunk-Glosse im Spätsommer 1963. Ein veritabler Rundfunkskandal ist die Folge, an den Thomas Pfaff in der Sendereihe „Zeitzeichen“ erinnert. Ihm gelingt es dabei auf hervorragende Weise, ein Bild Adenauer-Deutschlands zu zeichnen und gleichzeitig mit Rexhausen einen wichtigen Vorkämpfer der Schwulenbewegung zu porträtieren. Dafür wird Thomas Pfaff von der Jury des Felix-Rexhausen-Preises mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.
Das Zeitzeichen online anhören.