Debatte

Ergänzende Stellungnahme des BLSJ-Vorstands

In der Diskussion um die Einweihung des Felix-Rexhausen-Platzes in Köln sieht sich der BLSJ einer fortgesetzten Kampagne ausgesetzt, die ihn als Häuflein Unverbesserlicher darstellt, das sich um eine pädophile Galionsfigur namens Felix Rexhausen schart.
Als BLSJ-Vorstand möchten wir deshalb drei Punkte klarstellen:

  1. Für den BLSJ-Vorstand ist (wie hoffentlich für alle Menschen) der Schutz von Kindern vor Übergriffen eine Selbstverständlichkeit; ebenso wie die Ablehnung von Pädokriminalität. Genauso entschieden aber verurteilen wir Rufmord und sexuelle Denunziation: Felix Rexhausen war unseres Wissens weder pädophil noch gibt es Hinweise darauf. Zudem hat Pädophilie in seinem Werk auch keine Relevanz. Sollten belastbare Hinweise auftauchen, die das Gegenteil beweisen, wäre es keine Frage, den BLSJ-Medienpreis umzubenennen.
  2. Niemand muss das umstrittene Buch „Berührungen“ gut finden. Auch der BLSJ-Vorstand ist der Meinung, dass die Zeitanalyse aus heutiger Sicht letztlich etwas an der Oberfläche bleibt. Felix Rexhausen ist jedoch nicht wegen dieses Buches ein Vorbild, sondern aufgrund seines Lebenswerks und seiner Verdienste um die Schwulenbewegung und die Rechte politisch Verfolgter. Wir können verstehen, dass es Leser_innen gibt, die einige Passagen in dem Buch „Berührungen“ befremdlich finden. Aber der Ich-Erzähler ist nicht identisch mit dem Autor. Zudem werden keine sexuellen Handlungen beschrieben, die unter das heute geltende Strafrecht fallen würden.
    Rexhausen leuchtet Tabuzonen der Gesellschaft aus. Genau wie im wenig später entstandenen Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von Rosa von Praunheim zeigt Rexhausen das deprimierende Sex- und Beziehungsleben eines typischen Schwulen unter den repressiven Bedingungen der 1960er-Jahre. Er bildet dabei eine Zeit ab, in der die Gesellschaft für das Thema „sexueller Missbrauch“ noch nicht so sensibilisiert war wie heute. Trotzdem hat Rexhausen natürlich nicht Pädophilie „propagiert“, sondern zielte auf eine Änderung der Nachkriegsverhältnisse!
  3. Der BLSJ-Vorstand hält eine historisch-kritische Aufarbeitung der Schwulen- und 68er-Bewegung für sinnvoll. Im Zuge der sexuellen Revolution wurden sicherlich Grenzen überschritten, die besser nie überschritten worden wären. Hochtrabende Theorien lieferten den Vorwand für Missbrauch. Kindern und Jugendlichen wurde teils schweres Leid zugefügt.
    Gleichzeitig warnen wir vor Selbstgerechtigkeit und Heuchelei. Die Schwulen- und 68er-Bewegung hat unter großem Mut Freiheiten erkämpft, die heute selbstverständlich scheinen. Davon profitieren auch jene, die heute zum Kreuzzug gegen das linksalternative Milieu und seine vorgeblichen Pädo-Seilschaften aufrufen. Bei manchen brennen in ihrem inquisitorischen Furor offensichtlich alle rechtsstaatlichen Sicherungen durch.

Als JournalistInnenverband erinnern wir aber auch an die in Artikel 5 des Grundgesetzes verbrieften Grundrechte: Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Freiheit der Kunst sind nicht verhandelbar.
Der BLSJ wird es nicht zulassen, dass ein verdienter Autor auf dem Altar einer populistischen „Vergangenheitsbewältigung“ geopfert wird.

Köln, 22. Mai 2015