AKTION
Kölner Appell.
 

Zu einem neuen Umgang der Medien mit sexueller Orientierung und Privatleben von Personen des öffentlichen Lebens!

1. Der BLSJ fordert lesbische, schwule und bisexuelle Personen des öffentlichen Lebens auf, kein Geheimnis aus ihrer sexuellen Orientierung zu machen und dadurch zu einem entspannten und selbstverständlichem Umgang mit lesbischen, schwulen und bisexuellen Lebensweisen beizutragen.



2. Der BLSJ fordert JournalistInnen und Medien auf, die sexuelle Orientierung von lesbischen, schwulen und bisexuellen Personen des öffentlichen Lebens nicht länger zu tabuisieren. Die Erwähnung der sexuellen Orientierung ist insbesondere dann wichtig, wenn sie für das Verständnis einer Nachricht oder Geschichte bzw. zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit einer Person erforderlich ist.



3. Der BLSJ appelliert an JournalistInnen und Medien, in der Berichterstattung über Personen des öffentlichen Lebens zwischen sexueller Orientierung und Privatleben zu unterscheiden und dabei alle Menschen gleich zu behandeln.

Begründung:


Die sexuelle Orientierung von Personen –auch des öffentlichen Lebens– ist kein Tabu. Sie findet ihren öffentlichen Ausdruck in sozialen Lebensweisen (Lebenspartner, Familie, Lebensstil usw.), wird im engeren und weiteren Umfeld einer Menschen sichtbar und sagt etwas über dessen Persönlichkeit aus.

Dennoch wird die sexuelle Orientierung von Homo- und Bisexuellen in den Medien häufig nicht thematisiert, weil sie von vielen JournalistInnen als Teil des Privatlebens betrachtet wird. Im Gegensatz zur Berichterstattung über Heterosexuelle gilt schon die Erwähnung der Homosexualität als Tabubruch, auch wenn nicht über das Privatleben berichtet wird. So haben sich zahlreiche Kommentare nach dem öffentlichen Coming-out des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, gegen die Thematisierung seiner Homosexualität ausgesprochen und Schwul- bzw. Lesbischsein kurzerhand zur Privatsache erklärt.

Über das Privatleben von heterosexuellen PolitikerInnen wird jedoch ausführlich berichtet und damit wesentlich mehr als nur die sexuelle Orientierung veröffentlicht. Aktuelle Beispiele hierfür sind die Berichterstattung über den Berliner Bürgermeisterkandidaten Frank Steffel und seine Frau Katja sowie über den Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping und seine Freundin Kristina Gräfin Pilati.

Unabhängig vom Privatleben ist die sexuelle Orientierung ein Teil der Persönlichkeit und damit wichtig zur Beurteilung des Handelns und der Glaubwürdigkeit eines Menschen. Das gilt besonders für Prominente, wenn sie zur Diskriminierung von Lesben und Schwulen beitragen. In solchen Fällen hält der BLSJ ein Outing für vertretbar.

Der BLSJ ist der Ansicht, dass homo- und bisexuelle Personen des öffentlichen Lebens ihre sexuelle Orientierung genauso öffentlich machen sollten wie Heterosexuelle. Der Schutz der Privatsphäre sollte dabei unabhängig von der sexuellen Orientierung gewährleistet bleiben. Die Privatsphäre wird durch die öffentliche Frage nach der sexuellen Orientierung nicht beführt.

Verabschiedet auf der Bundesversammlung
des BLSJ am 22. September 2001 in Köln


BLSJ fordert Prominente auf, zu ihrer Homosexualität zu stehen:
ErstunterzeichnerInnen des Kölner Appells:

 

 

 

Pressemitteilung Outing-Debatte:

BLSJ fordert Prominente auf,
zu ihrer Homosexualität zu stehen.
Schwul-lesbischer Journalistenverband hält Erwähnung der sexuellen
Orientierung von Prominenten für wichtig

 

Auf seiner fünfen Jahreskonferenz hat der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen an diesem Wochenende den "Kölner Appell" verabschiedet. Die Resolution fordert einen "neuen Umgang der Medien mit sexueller Orientierung und Privatleben" und befürwortet auch so genanntes Outing, "wenn es für das Verständnis einer Nachricht oder Geschichte bzw. zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit" einer Person des öffentlichen Lebens erforderlich ist.

"Der BLSJ hält eine Tabuisierung der sexuellen Orientierung von prominenten Schwulen und Lesben für überholt," sagte Vorstandsmitglied Kramer. "Die Thematisierung der Lebensform ist insbesondere dann wichtig, wenn eine Nachricht ohne sie nicht verstanden würde. Dabei dürfen keine unterschiedlichen Maßstäbe an Hetero- und Homosexuelle angelegt werden." Dies sei jedoch bisher häufig der Fall.

So haben sich zum Beispiel zahlreiche Kommentare nach dem öffentlichen Coming-out des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, gegen die Thematisierung seiner Homosexualität ausgesprochen und diese kurzerhand zur Privatsache erklärt, während über das Privatleben des Bürgermeisterkandidaten Frank Steffel ausführlich berichtet wurde.

Im "Kölner Appell" fordert der BLSJ homo- und bisexuelle Personen des öffentlichen Lebens auf, kein Geheimnis aus ihrer sexuellen Orientierung zu machen und dadurch zu einem entspannten und selbstverständlichem Umgang mit lesbischen, schwulen und bisexuellen Lebensweisen beizutragen.

Der BLSJ wurde 1997 gegründet und ist ein bundesweit tätiger Berufsverband von knapp 250 lesbischen Journalistinnen und schwulen Journalisten. Er setzt sich für eine faire und ausgewogene, gleichwohl kritische Berichterstattung über Lesben und

 

 

 

Erstunterzeichner des Kölner Appells:

 

Ulrike Anhamm (Verlegerin und Journalistin, Bonn),
Axel Bach (Journalist, Köln),
Rüdiger Becker (Hörfunkredakteur, Köln),
Claus Eschemann (Journalist, Berlin),
Frank Gerhardt (Hörfunkjournalist, Köln),
Werner Hinzpeter (Redakteur, Berlin),
Peter Jungbluth (Hörfunkredakteur, Berlin),
Manuela Kay (Redakteurin, Berlin),
Anja Kühne (Redakteurin, Berlin),
Thomas Kramer (Köln),
Carsten Lenz (Hörfunkjournalist, Köln),
Walter Liedtke (Hörfunkjournalist, Köln),
Thomas Meier (Köln),
Christoph Müller (Redakteur, Hamburg),
Albrecht Piper (Berlin),
Martin Rosenberg (Diplom-Journalist, Köln),
Christian Scheuß (Herausgeber, Köln),
Micha Schulze (Herausgeber, Köln)

 

Der Bund lesbischer und schwuler JournalistInnen ist aktiv - und das nicht nur bei regelmäßigen Treffen der Regionalgruppen. Ob die jährliche Bundeskonferenz, Kritik an homophoben Berichten in den Medien oder CSD-Veranstaltungen: Der BLSJ ist dabei.
Hier einige Beispiele der vergangenen Jahre.