Laudatio Sonderpreis 2004

 

Ilka Franzmann: Fernseh-Reportage "Samoa Queens"
arte: 30.11.2003 in der Sendereihe Geo-Reportage 360°

Was macht aus einem Mann eigentlich einen Mann und aus einer Frau eine Frau? Die Kleidung? Die Arbeit? Der Sexualpartner? Manchmal kann man die Details besser erkennen, wenn man weiter weg geht. Ilka Franzmann ist bis nach Samoa geflogen, um irritierende Antworten auf banale Fragen zu finden.

Sie portraitiert in ihrer Reportage "Samoa Queens" samoanische Männer. So genannte "Fa'afafine": Männer, die als Frauen leben. Sie wurden schon in der Kindheit als Mädchen erzogen, sie kleiden sich wie Frauen, sie arbeiten in Frauenberufen. Und sie gehen auch mit Männern ins Bett. Für sie hat das mit Homosexualität nichts zu tun, denn sie fühlen sich zu hundert Prozent als Frau.

Ilka Franzmann zeigt mit viel Authentizität und Tiefenschärfe, welche Auswirkungen dieser unkonventionelle Umgang mit Geschlechterrollen in Polynesien hat. Tolerierung bis hin zur Verehrung einerseits und andererseits Einschränkung durch religiöse Gebote und traditionelle Rollenbilder. Von kleinen Kompromissen im Alltag bis zu den großen Entscheidungen im Leben baut sich ein Spannungsfeld auf, in dem das "dritte Geschlecht" der Fa'afafine lebt.

Ilka Franzmanns Dokumentation "Samoa Queens" schafft es, verstärkt durch die Offenheit der interviewten Fa'afafine und ihrer Familien, die in unserem Kulturkreis so vertrauten pauschalen Zuordnungen von 'Mann', 'Frau', 'homosexuell', 'heterosexuell' 'bisexuell' nachhaltig in Frage zu stellen und zu erweitern.

Der Jury ist es daher leicht gefallen, Ilka Franzmann für ihre Fernseh-Reportage "Samoa Queens" mit einem Sonderpreis auszuzeichnen.

Herzlichen Glückwunsch!

 
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