Nominierungen 2007
 

Drei Beiträge für Felix-Rexhausen-Preis nominiert

Sonderpreis für WDR-Produktion an Kerstin Kilanowski
Die Jury des Felix-Rexhausen-Preises hat drei Einsendungen für den Medienpreis des Bundes Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) nominiert: Welcher der drei Beiträge den Preis erhält, wird bei der offiziellen Preisverleihung am 26. Januar in Köln bekanntgegeben. Bereits jetzt steht die Trägerin des Sonderpreises fest: Kerstin Kilanowski wird ausgezeichnet für ihr dreistündiges Radio-Feature "Tanz auf der Grenze - Was ist Mann, was ist Frau?", gesendet auf WDR3 am 30.06.2007.

Der lesbisch-schwule Medienpreis ist mit 500 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben. Die Preisverleihung findet am 26. Januar 2008 anlässlich der Bundesversammlung des BLSJ in Köln statt.

Kurz-Begründungen für die Nominierungen
  • Nail Al Saidi für seine Radio-Beiträge: "DASDING der Woche: Lesbisch und schwul", gesendet im Jugendprogramm "DASDING" des Südwestrundfunks in der Zeit vom 27.11. bis 01.12.2006

    Mögen eigentlich alle Lesben Fußball und warum werden alle Schwulen Friseur? "DASDING der Woche" ist eine Beitragsreihe im SWR-Jugendprogramm, in der junge Radiomacher junge Radiohörer zu Wort kommen lassen - und genau das hebt die kurzen Beiträge von Nail Al Saidi von der Masse der medialen Berichterstattung über Coming-out & Co ab: Unverstellt, authentisch, dabei informativ und zielgruppengerecht. Und dann bleibt auch noch das eine oder andere Klischee auf der Strecke: Manche Lesben mögen gar keinen Fußball, andere nur während der WM, und Schwule wollen auch gar nicht alle Friseur werden - dabei verdiene man nämlich viel zu wenig!

  • Ted Anspach für seine Fernseh-Dokumentation "Homosexualität - genetisch bedingt?", gesendet auf arte am 13.02.2007

    Ist Homosexualität vererbt oder erworben? Diese Frage scheint längst überholt, sie lässt sich nicht beantworten und hilft Homosexuellen in der Gestaltung ihres Lebens auch gar nicht weiter. Dass uns diese Fragestellung trotzdem beschäftigen muss, macht Ted Anspachs sehr differenzierte Dokumentation "Homosexualität - genetisch bedingt?" auf eindringliche Weise deutlich. Der Journalist portraitiert ein Lesbenpaar mit einer lesbischen Tochter, berichtet von schwulen Pinguinen, verliert dabei aber niemals die politische Brisanz des Themas aus dem Blick. Und darum geht es ihm. Seit dem 19. Jahrhundert wurde die medizinische Forschung immer wieder dazu missbraucht, um Homosexuelle auszugrenzen oder gar zu töten, wie etwa im Dritten Reich. Dass ein solches Denken auch heute noch nicht aus der Welt ist, zeigt Ted Anspach mit kenntnisreichem Blick auf die USA. Während dort eifrig nach "dem Homosexualitätsgen" geforscht wird, propagiert die von Fundamental-Christen und Evangelikalen unterstützte "Ex-Gay"-Bewegung Heilungs-Therapien für Homosexuelle. Anspach gelang es, eine solche Therapiesitzung zu filmen - auch das ein großer Vorzug seines Films, der einen wichtigen Debattenbeitrag zum Thema darstellt.

  • Roland Kirbach für sein Dossier "Schwulsein heute - ganz normal?" in der Wochenzeitung "Die ZEIT" vom 21.06.2007

    "Die Zeit der Klammheimlichkeiten, der Selbstverleugnung scheint vorüber, ebenso wie die bewegte Kampfzeit, die darauf folgte", schreibt Roland Kirbach in seinem bemerkenswerten Dossier "Schwulsein heute - ganz normal?". Homosexuelle haben Erfolg in Kultur und Politik. Sie prägen ganze Branchen und Stadtviertel. Aber die gesellschaftliche Realität in der Bundesrepublik ist komplizierter - und bisweilen hochproblematisch, wie Kirbach bei seinen ausführlichen Recherchen von der Schule bis zum Sportplatz, vom Kiez bis zur Theaterbühne feststellen musste. Denn zugleich wächst offenkundig nicht nur bei Jugendlichen und Menschen muslimischen Glaubens der Hass auf Homosexuelle. Sein Fazit: "Die deutsche Landkarte der Toleranz von 2007 bietet ein widersprüchliches Bild." Trotz aller Emanzipationsprozesse und Liberalisierung sei Homosexualität in weiten Teilen der Gesellschaft immer noch ein Tabu - und wo "der Wildwuchs des Lebens vorherrscht, krachen nach wie vor Unwissen, Vorurteile, Ängste und Aggressionen ungefiltert aufeinander". Kirbach vermeidet jeglichen boulevardesken Alarmismus, ist nachdrücklich um Differenzierung bemüht. Und doch ist sein ausgezeichneter Beitrag eine eindringliche Warnung vor falscher Selbstsicherheit.

 

Jury vergibt ebenfalls einen Sonderpreis
Kurz-Begründung für den Sonderpeis
Was ist Frau, was ist Mann? Mit dieser Frage beschäftigt sich Kerstin Kilanowski in ihrem fast dreistündigen Radio-Feature "Tanz auf der Grenze" (30. Juni 2007, WDR3). Ihre Antwort: Die Welt lässt sich nicht eindeutig in zwei Geschlechterkategorien einteilen. Kunstvoll verschränkt Kilanowski Musik, Literatur, O-Töne und Zitate miteinander und stellt Lebensläufe von bekannten und unbekannten Menschen vor, die nicht typisch männlich oder weiblich sind - wobei Homosexualität nur eine von vielen Möglichkeiten ist, nicht den typischen Geschlechter-Klischees zu entsprechen.
Neben der besonderen Form findet die Jury es zudem bemerkenswert, dass der Westdeutsche Rundfunk mit der Sendereihe "WDR 3pm" diesem Thema 175 Minuten lang ein Forum gegeben hat. Kilanowskis opulentes Werk ist der Jury einen Sonderpreis wert.

 

PfeilGrafik ausführliche Pressemitteilung (PDF-Dokument)

Felix-Rexhausen-Preis
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