Laudatio Felix-Rexhausen-Preis 2008

 

Aljoscha Pause: "Das große Tabu - Homosexualität und Fußball"
Deutsches Sportfernsehen (DSF): 28. Mai 2008

Fußball gilt als der Volkssport in Deutschland. Merkwürdig, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung offenbar nicht mitspielen darf. Schwule Kicker in der Bundesliga scheint es nicht zu geben. Man fragt sich: Haben homosexuelle Athleten an Fußball einfach kein Interesse oder sind sie für diese Sportart etwa ungeeignet? Ruppiges Gebolze auf dem Rasen als letztes Refugium des Hetero-Sportsmanns? Dabei müsste - rein statistisch betrachtet und eher konservativ geschätzt - bei jedem Fußballspiel mindestens ein Homosexueller auf dem Platz stehen. Doch sein Coming-out hatte bislang kein einziger aktiver Profi in Deutschland.

Homosexualität im Fußball ist eines der letzten großen Tabus - das aber in den vergangenen Jahren die Neugier von auffallend vielen Journalisten geweckt hat. Immer wieder wurden Beiträge zu diesem Thema bei der Jury des Felix-Rexhausen-Preises eingereicht. Allerdings blieben die meisten dieser Berichte und Reportagen merkwürdig oberflächlich, zitierten stets dieselben, hinlänglich bekannten Geschichten und Gerüchte. Offenbar gab es in der Fußballwelt eine Mauer des Schweigens. Aljoscha Pause ist es gelungen, sie zu durchbrechen - mit seiner Reportage "Das große Tabu - Homosexualität und Fußball", gesendet im Deutschen Sportfernsehen.

Aljoscha Pause bekam viele vor die Kamera, die Rang und Namen haben: Stars, wie Philipp Lahm und Mario Basler, Bundestrainer Joachim Löw, Ex-Bayer-Leverkusen-Manager Reiner Calmund und DFB-Präsident Theo Zwanziger. Ein insgesamt hervorragend recherchierter, breit angelegter und ungemein erhellender Bericht. Doch Aljoscha Pauses Reportage gibt sich nicht mit Oberflächlichkeiten zufrieden. Er zeigt das gesamte Spektrum: von den Fans in den Stadien bis zu den lesbischen Ex-Profifußballspielerinnen wie Tanja Walther und Anouschka Bernhard und der transsexuellen Schiedsrichterin Marie Karsten. Spektakulär: das verquere Statement von Köln-Trainer Christoph Daum, mit dem der Film deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte.

Die ebenso informative wie unaufgeregt gehaltene 45-minütige Reportage deckt auf subtile Weise auf, wie weit Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit im Fußball tatsächlich verbreitet ist - und zwar auf allen Ebenen. Wobei ebenfalls gezeigt wird, dass sich mit Theo Zwanziger an der DFB-Spitze daran langsam etwas ändert. Auch in Aljoscha Pauses Film wagt kein Fußball-Profi sein Coming-out. Doch das ist hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit.

Dieser herausragende Wettbewerbs-Beitrag hat die Jury vollumfänglich überzeugt und daher ist es ihr leicht gefallen, Aljoscha Pause mit dem Felix-Rexhausen-Preis 2008 auszuzeichnen. Herzlichen Glückwunsch!

 
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Felix-Rexhausen-Preis
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