Laudatio Felix-Rexhausen-Preis 2006 |
Martin Reichert: Adieu Habibi Im Sommer war Krieg im Nahen Osten. Die Berichte in den Medien lieferten Informationen, Positionen, Stimmungen. Aktualität stand im Vordergrund. Militärische Optionen wurden diskutiert, die Arbeit der Hilfsorganisationen vorgestellt. Bei aller Betroffenheit für die Leserinnen und Leser und das Fernsehpublikum - es war eine gewohnte Übung, im besten Fall gute handwerkliche journalistische Arbeit.
In diesem Kontext fiel Martin Reicherts Artikel "Adieu Habibi" auf. Der Text verbindet eine interessante Form mit subjektiver Sicht zu einem hohen Erkenntnisgewinn für die Leserinnen und Leser. Die ungewöhnliche, spannende und auch komplexe Komposition des Textes hat die Jury begeistert. Martin Reichert schreibt nicht einfach nur eine Reportage. Mit den späteren E-Mails seines Protagonisten Eli montiert er geschickt eine weiter Ebene ein. Darüber hinaus erlaubt er sich immer wieder die Freiheit zur dezidiert subjektiven Wahrnehmung. Wenn auch die ein oder andere Formulierung in der Jury kritisch diskutiert wurde: Der Gesamttext überzeugt in seiner komprimierten Vielschichtigkeit und in vielen überraschenden Details. Lebensgefühl und Alltag von Lesben und Schwulen in der Krisenstadt Beirut werden lebendig. Eingefangen sind Unsicherheit und fiebrige Nervosität ebenso, wie die Hoffnung auf bessere Zeiten und die Kraft des Aufbruchs. Der Jury ist es daher leicht gefallen, Martin Reichert für seinen Beitrag "Adieu Habibi" mit dem Felix-Rexhausen-Preis 2006 auszuzeichnen. Herzlichen Glückwunsch!
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Pressemitteilung |
Nominierungen 2006 |
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Felix-Rexhausen-Preis |